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Ernährung

Unzureichende Versorgung mitten im Nahrungsüberfluss – wie kann das sein?

Laut der Umweltstiftung WWF werden jährlich mehr als 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Das entspricht etwa 50.000 Tonnen pro Tag und fast einem Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs.

Unvorstellbar, dass es in einer solchen Überflussgesellschaft Personengruppen geben soll, die von einer Unterversorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen betroffen sind.

Die ganze Wahrheit

Auch wenn die Medien oftmals behaupten, dass eine gute Versorgungssituation besteht und eine ergänzende Zufuhr nicht notwendig, zum Teil sogar schädlich sei, gibt es auch im deutschsprachigen Raum einige Personengruppen, bei denen eine unzureichende Versorgung vorliegt und die von einer ergänzenden Zufuhr vielfach profitieren können.

Grundsätzlich ist die Annahme richtig, dass mit einer ausgewogenen Ernährung der Bedarf an Mineralstoffen, Vitaminen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen gedeckt werden kann. Da Gemüse und Obst bedeutende Nahrungsquellen für diese Stoffe sind, könnte die Versorgung mit den empfohlenen 5 Portionen Gemüse und Obst pro Tag (3 Gemüse plus 2 Obst) ein Leichtes sein. Eine Portion entspricht circa einer Handvoll.

Die Praxis zeigt jedoch, dass 85 Prozent der Frauen und 93 Prozent der Männer diese Zufuhrempfehlung nicht erfüllen.

Individuell gut versorgt

Besondere Lebenssituationen machen rasch einen zusätzlichen Bedarf erforderlich, insbesondere bei:

•  Senioren
Appetitmangel, Kau- und Schluckbeschwerden können zu einer geringen Nahrungsaufnahme und damit Unterversorgung führen. Insbesondere bei Vitamin D, das unter Sonneneinwirkung über die Haut gebildet wird, sind 94 Prozent der Männer und 97 Prozent der Frauen zwischen 65 und 80 Jahren von einer unzureichenden Versorgung betroffen. Vitamin D ist jedoch gerade in diesem Lebensalter wichtig zur Prophylaxe von Stürzen, Osteoporose sowie für den Halte- und Bewegungsapparat.

•  Veganern und Vegetariern
Der Verzicht auf Lebensmittel tierischen Ursprungs hat bei Vegetariern, insbesondere jedoch Veganern oft eine Unterversorgung zur Folge. Häufig besteht eine unzureichende Versorgung bei den Vitaminen B2, B12 und D sowie bei Calcium, Eisen, Jod, Selen und Zink.

•  Schwangeren und Stillenden
Aufgrund des heranwachsenden Organismus besteht ein Mehrbedarf an Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen. Insbesondere Folsäure und Jod spielen eine wichtige Rolle.

•  Sportlern
Die Beanspruchung von Muskulatur und Gelenken sowie der Mineralstoff-verlust durch Schwitzen können den Bedarf erhöhen.

•  Rauchern
Freie Radikale, die durch das Rauchens im Körper gebildet werden, können Zellen sowie Gefäße schädigen, was zu einem Mehrbedarf an Radikal-fängern – sogenannten Antioxidantien wie Vitamin C und E sowie Selen führt.

Medikamente sind „Vitaminräuber“

Säureblocker: Protonenpumpenhemmer (PPI) binden überschüssige Säure im Magen. Diese wird jedoch nicht nur für die Verdauung, sondern auch für die Aufnahme von Vitamin B12 benötigt. Wird die Säure gebunden, steht sie nicht mehr für die Aufnahme von Vitamin B12 zur Verfügung. Ein Vitamin-B12-Mangel ist vorprogrammiert.

Metformin: Dieses Diabetesmedikament blockiert die Aufnahme von Vitamin B12 über den Dünndarm. Langfristige Folge kann ein Vitamin-B12-Mangel sein. Stoffwechselbedingt besteht bei Diabetikern zudem ein erhöhter Bedarf an den Vitaminen B1, B12, C und Folsäure sowie Magnesium und Zink.

Kontrazeptiva („Pille“): können den Folsäurehaushalt stören. Dies kann zu einem Mehrbedarf an Vitamin B6 und Folsäure führen.

FAZIT | Obwohl wir im Nahrungsüberfluss leben, besteht häufig eine unzureichende Versorgung mit Mineralstoffen, Vitaminen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen. Wichtig ist, dass die Zufuhr auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Ihre Lebenssituation abgestimmt ist und eine zusätzliche Versorgung nicht ziellos erfolgt. Unter fachkundiger Beratung kann eine ergänzende Zufuhr in vielen Fällen sinnvoll sein.