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Medizinische Fachartikel

Leberkrank im Wohlstandsland

Etwa jeder Vierte mit Fettleber entwickelt eine nichtalkoholische Steatohepatitis“ (Fettleberhepatitis). Quelle: Dr. Judith Lorenz in der Medical Tribune vom 2. Februar 2018.

Rund ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland leidet nach Angaben der deutschen Leberstiftung an einer Leberverfettung – und diese Zahl nimmt stetig zu. Erschreckend ist, dass bereits jedes dritte übergewichtige Kind an einer nichtalkoholischen Fettleber (Non-Alcoholic Fatty Liver Disease, kurz: NAFLD) leidet.

Aus einer NAFLD kann sich eine nichtalkoholische Steatohepatitis (Non-Alcoholic SteatoHepatitis, kurz: NASH) entwickeln, wenn sie nicht frühzeitig behandelt wird. Ursache dafür sind toxische Lipidmetabolite, die Leberschäden induzieren und eine Inflammation auslösen. Diese wiederum fördert einen Gewebeuntergang, chronische Regenerationsvorgänge münden schließlich in einem fibrotischen Umbau des Leberparenchyms (Diehl AM, Day C., N Engl J Med 2017; 377: 2063-2072). Bleibt die Entzündungsaktivität bestehen, kann sich daraus eine Leberzirrhose entwickeln, die wiederum eine maligne Entartung des Lebergewebes fördern kann. Jährlich erkranken etwa 1 bis 2 Prozent der Zirrhosepatienten an einem primären Leberzellkarzinom. Da keine adäquaten Therapiemöglichkeiten bestehen, ist eine frühzeitige Prävention wichtig.

Jeder dritte Erwachsene ist betroffen

In Deutschland leiden 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung an einer NAFLD, 70 Prozent der Übergewichtigen und bis zu 90 Prozent der Typ-2-Diabetiker. Es wird geschätzt, dass auch etwa 15 Prozent der Schlanken von einer NAFLD betroffen sind.

Wurde früher noch eine fetthaltige Ernährung als Auslöser der Fettleber gesehen, so hat sich inzwischen auch in den Fachgesellschaften die Erkenntnis durchgesetzt, dass die hohe Zufuhr an Kohlenhydraten, insbesondere fruktosehaltige Fruchtsäfte, die Entstehung einer Fettleber fördert.

Der normale Haushaltszucker (Saccharose) besteht zu gleichen Teilen aus Glukose (Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker). Das bedeutet konkret, dass alle zuckerhaltigen Snacks und Getränke die Entstehung einer Fettleber vorantreiben. Kommt dann noch Bewegungsmangel hinzu, entwickelt sich neben einer NAFLD auch sehr schnell das metabolische Syndrom, eine Kombination aus Übergewicht, erhöhten Blutfetten, Bluthochdruck und Diabetes.

 

Die gute Botschaft

Die Fettleber sowie Fettleberhepatitis können sich grundsätzlich zurückbilden. Da es bis heute keine zugelassenen Medikamente für diese Indikation gibt, stehen Lebensstilmaßnahmen an erster Stelle:

  • Deutliche Reduktion der Kohlenhydratzufuhr,
  • Erhöhung der Zufuhr an ungesättigten Fetten und
  • mehr Bewegung.

Eine ballaststoffreiche Ernährung mit wasserlöslichen Ballaststoffen, wie z. B. Beta-Glucan, wirkt sich bei einer Fettleber günstig aus. Deshalb ist eine modifizierte, mediterrane Ernährung mit viel Gemüse und Salat, hochwertigen Fetten, Fisch sowie Meeresfrüchten und wenigen Kohlenhydraten in Kombination mit Bewegung eine der effektivsten Maßnahmen, einer Fettleber vorzubeugen.

Besteht bereits eine NAFLD oder gar eine NASH, so hat sich das Leberfasten nach Dr. Worm® als effektive Maßnahme bewährt. Innerhalb von 14 Tagen kommt es zu einer signifikanten Besserung der Fettleber (gemessen über Fatty Liver Index und FibroScan® mit CAP) mit Besserung vieler Stoffwechselparameter. In vielen Fällen können parallel zur Entfettung der Leber und der Gewichtsreduktion Blutdruckmedikamente aber auch antidiabetische Medikamente reduziert oder gar abgesetzt werden.

Nach Diehl und Kollegen werden folgende Maßnahmen zur Besserung einer NASH empfohlen:

  • Bei Übergewicht und Adipositas: Gewichtsreduktion um 7 Prozent,
  • Einschränkung des Genusses fruktosehaltiger Getränke,
  • geringer Alkoholkonsum (pro Tag maximal 1 Drink für Frauen, maximal 2 Drinks für Männer),
  • mindestens zwei Tassen koffeinhaltigen Kaffee täglich.

Professor Manns von der deutschen Leberstiftung erläutert: „Eine Fettleber kann durch eine Lebensstiländerung wieder ausheilen und sich eigenständig regenerieren. Es muss nicht immer XXL sein beim Genießen“. Die deutsche Leberstiftung rät daher, beim Genießen die Formel „Less is more statt XXL“ anzuwenden.

Hierzu möchte ich nur noch ergänzen: Qualität vor Quantität – so verlieren Sie nicht nur überflüssige Pfunde im Bauchraum, sondern gewinnen auch mehr Freude am Leben!