Probiotika senken nicht nur den Blutdruck
Probiotika werden zunehmend in unseren Nahrungsmitteln zur Erzielung spezieller gesundheitsfördernder Wirkungen zugesetzt (Functional Food). Dabei werden in der Regel nur einzelne Bakterienstämme verwendet, Angaben über die beim Verzehr noch aktiven Keimzahlen fehlen meist.
Was ist aber tatsächlich dran an den blumigen Werbeaussagen zur Wirkung dieser Probiotika?
Eine im Juli 2014 in der Fachzeitschrift „Hypertension“ publizierte Studie untersuchte die Effekte von Probiotika auf den Blutdruck. Diese Metaanalyse (zusammenfassende Auswertung) von neun hochwertigen Studien bestätigte eine moderate Blutdrucksenkung durch die Einnahme von Probiotika. Dabei war der blutdrucksenkende Effekt abhängig von der bestehenden Blutdruckhöhe, d. h. bei hohem Blutdruck war die Blutdrucksenkung stärker ausgeprägt, während bei normalem Blutdruck keine relevante Blutdrucksenkung erzielt wurde. Entscheidend war die Therapiedauer, so traten die positiven Effekte erst nach acht Wochen auf.
Produkte mit nur einem Bakterienstamm zeigten keine signifikanten Effekte, wurden jedoch bestimmte Bakterienstämme miteinander kombiniert, waren die Effekte auch stärker ausgeprägt. Diese Ergebnisse decken sich mit zahlreichen früheren Studien, die ebenfalls weitergehende Effekte von Probiotika zeigten. So ist zur Therapie bzw. auch Vorbeugung von Durchfallerkrankungen (ausgelöst durch Antibiotika) eine Kombination von bestimmten Keimen wirkungsvoller als nur Monopräparate. Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen werden Probiotika zunehmend erfolgreich eingesetzt. Neueste Studien bescheinigen, dass günstige Probiotikakombinationen sogar positive Wirkungen auf den Blutzucker wie auch den Leberstoffwechsel besitzen.
So zeigte eine im Frühjahr 2014 im „American Journal of Clinical Nutrition“ veröffentlichte placebokontrollierte Doppelblindstudie, dass eine Kombination aus sieben verschiedenen probiotischen Keimen bei Patienten mit nichtalkoholischer Fettleber nicht nur die Leberwerte deutlich besserte, sondern auch zu einer Verbesserung der Insulinempfindlichkeit, Senkung des Insulinspiegels mit Senkung des Nüchternblutzuckers führte. Zudem besserten sich auch wichtige Entzündungsparameter. Wichtig ist hervorzuheben, dass diese Effekte nur durch eine Kombination bestimmter Bakterienstämme erzielt werden. Auch diese Studie belegt, dass der Einsatz von Einzelbakterienstämmen, welche z. B. Joghurts zugesetzt sind, nicht sinnvoll ist, da hier in groß angelegten Doppelblindstudien keine Wirksamkeit belegt ist.
Eine Probiotikatherapie sollte längerfristig angelegt sein (Therapiedauer mindestens drei, besser sechs Monate). Das Präparat sollte eine speziell für den Einsatz/die Indikation getestete Kombination aus Bakterienstämmen enthalten. Die Keimzahl sollte definiert und die Stabilität der Keime dokumentiert sein. Wichtig ist auch, dass diese Bakterienstämme nicht der Magensäure ausgesetzt sind, was bei probiotischen Lebensmitteln grundsätzlich nicht gegeben ist. Die Magensäure kann einen Großteil der Bakterienstämme deaktivieren und alleine hierdurch eine positive Wirkung verhindern.
Probiotika in Pulverform sollten daher in Wasser aufgelöst am besten abends vor dem Schlafengehen getrunken werden oder in magensaftresistenten Kapseln „verpackt“ sein.
Die Wirkung von Probiotika kann durch die Kombination mit Prebiotika (Ballaststoffe) unterstützt und verstärkt werden. So führt z. B. der Haferballaststoff Beta-Glucan nicht nur zu einer verzögerten Magenentleerung und damit zu einer besseren Sättigung, sondern senkt zusätzlich, durch die Bindung von Cholesterin im Darm, auch den Cholesterinspiegel. Beta-Glucan wird durch die Darmbakterien zu Butyrat (Buttersäure, eine einfache Fettsäure) verstoffwechselt, was zu einer zentralen Sättigung führt. Zudem wird die Empfindlichkeit der Blutzuckerrezeptoren verbessert, was zu einer Verbesserung des Zuckerstoffwechsels führt. Damit unterstützen Pro- und Prebiotika nicht nur die Therapie einer nichtalkoholischen Fettleber, sondern tragen auch zu einer besseren Blutzuckereinstellung bei.
Im Rahmen einer Ernährungsumstellung, am besten kombiniert mit Bewegung, fördert die kombinierte Gabe bestimmter Prebiotika (wie Beta-Glucan) und Probiotika mit bestimmten Bakterienkombinationen sogar die Gewichtsabnahme bzw. Gewichtsstabilisierung. Hierdurch verbessert sich natürlich auch der Blutdruck.