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Ernährung

Allergie oder Unverträglichkeit – Was ist was und wo sind die Unterschiede?

Die Begriffe Intoleranz (Unverträglichkeit) und Allergie werden häufig gleichgesetzt. Aber: Auch wenn die Symptome und Beschwerden oft sehr ähnlich sind, handelt es sich um grundlegend verschiedene Erkrankungen.

 

Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Intoleranzen)

Hierbei handelt es sich um einen Enzymdefekt. Dieser kann genetisch bedingt sein oder im Laufe des Lebens entstehen, z. B. in Folge von Darmerkrankungen. Bei der Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) arbeitet zum Beispiel das Enzym Laktase, das für die Spaltung des Milchzuckers notwendig ist, nicht mehr korrekt. Dabei findet jedoch keine Reaktion des Immunsystems statt.

 

Allergien

Hier reagiert das Immunsystem. Der Körper produziert Antikörper gegen die Allergie auslösenden Bestandteile, die sogenannten Allergene. Die allergische Reaktion kann sich dabei sowohl gegen pflanzliche (zum Beispiel gegen Soja sowie Pollen von Gräsern und Bäumen) als auch tierische (wie Milcheiweiß, Hühnerei, Schalentiere) Bestandteile richten.

TOP 10 der Allergien

  1. Heuschnupfen
  2. Hausstaub
  3. Tierhaare
  4. Nahrungsmittel
    Es gibt gegen fast alle Nahrungsmittel Allergien. Die in Mitteleuropa am häufigsten auftretenden Nahrungsmittelallergien, die rund 90 % ausmachen, betreffen folgende Lebensmittel:

    • Milch
    • Erdnüsse
    • Eier
    • Soja
    • Weizen
    • Nüsse
    • Fisch
    • Meeresfrüchte
    • Gemüse (z. B. Karotten, Sellerie, Tomaten, Bohnen)
    • Fleisch (z. B. Rindfleisch, Schweinefleisch)

  5. Medikamente
  6. Parfum/Kosmetika
  7. Metalle
  8. Insektengifte
  9. Chemikalien
  10. Sonne/UV-Licht

 

Allergische Reaktion – Was geschieht da eigentlich im Körper?

Bei der allergischen Reaktion veranlassen körpereigene Antikörper und Allergie auslösende Allergene (zum Beispiel Pollen von Gräsern) bestimmte Körperzellen, Botenstoffe auszuschütten.

Ein solcher Botenstoff ist unter anderem das Gewebshormon Histamin. Es erweitert die kleinen Blutgefäße, sodass es zu einer Rötung kommt. Aus den Blutgefäßen tritt Flüssigkeit ins Gewebe, wodurch eine Schwellung verursacht wird. Zusätzlich wird die Tätigkeit der Drüsen angeregt. Die Schleimhäute sowie die Zunge schwellen an, die Augen tränen und die Nase läuft. Auch Hautausschläge sind keine Seltenheit und können auf eine Allergie hinweisen.

 

Vorsicht vor Kreuzallergien!

Gerade bei Personen, die allergisch auf Pollen von Gräsern oder Bäumen (zum Beispiel Birke) reagieren, kann sich eine weitere Allergie gegen bestimmte Nahrungsmittel oder Nahrungsmittelbestandteile dazu gesellen.

Nach Expertenmeinung nimmt die Zahl der Pollenallergiker, die unter Kreuzallergien leiden, zu. So berichtet der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB), dass bereits mindestens jeder zweite Pollenallergiker auf bestimmte Obst- und Gemüsearten reagiert. So kann eine Birkenpollenallergie mit allergischen Reaktionen gegen Äpfel, Haselnüsse, Soja, Steinobst wie Kirschen, Pflaumen, Aprikosen und Pfirsiche vergesellschaftet sein.

Kreuzallergien können auch unabhängig vom Pollenflug und damit das ganze Jahr auftreten. Ob eine allergische Reaktion auftritt, ist von vielen Faktoren abhängig. So ist es möglich, dass bestimmte Apfelsorten vertragen werden, andere wiederum nicht. Auch die Zubereitungsform ist entscheidend, so wird erhitztes Obst, zum Beispiel als Kompott, oft besser vertragen als rohes.

Im Weiteren können Kreuzallergien jedoch auch bei bestehenden allergischen Reaktionen gegen Latex, Hausstaub oder Vogelfedern auftreten. Ursache für das Auftreten von Kreuzallergien ist die Ähnlichkeit der allergieauslösenden Bestandteile (Allergene).

 

Gerade bei Nahrungsmitteln wird die Häufigkeit von Allergien und Intoleranzen oft überschätzt

Das Auftreten von Allergien auf Nahrungsmittel wird häufig überschätzt. Viele glauben, allergisch auf bestimmte Lebensmittel oder Zusatzstoffe zu reagieren. Tatsächlich leiden aber nur etwa zwei bis drei Prozent der Erwachsenen und vier Prozent der Kinder an einer echten Nahrungsmittelallergie.

Noch häufiger werden Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Intoleranzen) vermutet, obwohl gar keine bestehen. Verschiedene Untersuchungen weisen darauf hin, dass auch hier wesentlich mehr Menschen glauben, dass bei ihnen eine Unverträglichkeit besteht, als medizinisch bestätigt werden kann. Schätzungen zu Folge sind nur durchschnittlich 3 bis 4 Prozent der Erwachsenen tatsächlich von einer Nahrungsmittelunverträglichkeit betroffen.

 

Tipp: Sollte bei Ihnen der Verdacht bestehen, dass bei Ihnen eine Allergie oder Unverträglichkeit besteht, sprechen Sie Ihren Arzt zielgerichtet darauf an. Er kann bei Ihnen mit spezifischen Untersuchungen testen, ob tatsächlich eine Allergie oder Unverträglichkeit besteht.

 

Besser meiden als leiden

Wenn bei Ihnen eine Allergie bestätigt wurde, ist das Meiden des Allergieauslösers meist die einzige wirksame Maßnahme.

Bei Unverträglichkeiten hingegen, wie der Milchzuckerunverträglichkeit, werden oft noch kleine Mengen des Nahrungsmittels vertragen, sodass oftmals nicht gänzlich auf diese Lebensmittel verzichtet werden muss.

Wissenswert:
Meiden Sie Lebensmittel nur, wenn bei Ihnen tatsächlich eine Lebensmittelunverträglichkeit oder -allergie bestätigt wurde. Wenn Sie Lebensmittel meiden, obwohl Sie diese grundsätzlich vertragen, können dadurch Unverträglichkeitsreaktionen begünstigt werden.

 

Wussten Sie schon, dass ...

  • ... alle Altersgruppen von Allergien und Unverträglichkeiten betroffen sein können?
    Die Reaktionen treten jedoch im Säuglings- und Kleinkindalter häufiger auf und nehmen mit steigendem Lebensalter wieder ab. Dies gilt z. B. bei der Milcheiweißallergie. Eine Untersuchung, die an 480 Kindern durchgeführt wurde, zeigte, dass bei Untersuchungsbeginn 38,8 % der Kinder eine Milcheiweißallergie aufwiesen. Fünf Jahre später waren es nur noch 1,3 %.

  • ... das Geschlecht beim Auftreten von Allergien und Unverträglichkeiten eine Rolle zu spielen scheint?
    Im Kindesalter scheinen Jungen doppelt so häufig betroffen zu sein wie Mädchen. Hingegen zeigt sich im Erwachsenenalter ein entsprechend umgekehrtes Bild.

  • ... Nahrungsmittelallergien bei Kindern häufig zusammen mit Hautreaktionen, wie Neurodermitis, allergischem Heuschnupfen oder allergischem Asthma auftreten?
    So liegt bei etwa einem Drittel der Kinder mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis auch eine Nahrungsmittelallergie vor.